Die Stadtwerke Bad Waldsee planten zwischen Bad Waldsee und Haisterkirch die Errichtung von vier über 240 m hohen Windrädern. Die dazu notwendigen faunistischen Gutachten wurden von einem ortsfremden Fachbüro übernommen. Dessen Gutachten, insbesondere die Raumnutzungsanalyse des Rotmilans spiegelte nach Einschätzung lokaler Experten nicht die tatsächlichen Gegebenheiten wider.
Deshalb führten von März bis August 2017 vor Ort ansässige Biologen, Mitglieder des BUND, Mitglieder der OGBW und der Bürgerinitiativen Lebenswerter Haistergau & Wurzacher Becken sowie engagierte Naturliebhaber eine Raumnutzungsanalyse des Rotmilans im Bereich des Moränenhügels zwischen Bad Waldsee und Haisterkirch nach Vorgaben der LUBW durch.
Im Februar/März 2017 fand die Suche nach Greifvogelhorsten statt. Im Prüfradius von 3,3 km wurden 19 Greifvogelhorste gefunden. Innerhalb des Prüfradius brüteten mindestens 5 Rotmilanpaare. Die Horste bilden ein Multi-Dichtezentrum. Zwei Horste liegen innerhalb des 1.000 m Radius von je zwei der geplanten WEA – Standorte.
Bei 18 Beobachtungsdurchgängen à 3 Stunden wurden von 4 Beobachtungspunkten aus 834 Sichtungen von Rotmilanen gezählt (ø = 46,3 Sichtungen) und deren Flugbewegungen aufgezeichnet. Nach Übertragung der Flugbewegungen auf eine gerasterte Karte (250 m x 250 m) ergaben die 834 Flugbewegungen 5.425 Rasterüberflüge. In 483 Fällen (57,9 %) überflogen Rotmilane den bewaldeten Moränenhügel (2.222 Rasterüberflüge). In Rastern mit den geplanten WEA – Standorten wurden 198 Mal Rotmilane gesichtet (504 Rasterüberflüge). Unter Berücksichtigung angrenzender Raster nutzten Rotmilane diese Kernzone 295 Mal (34,5 %) und erreichten 2.045 Rasterüberflüge (37,7 %). In der Kernzone war eine regelmäßige Nutzung (55,5 % bis 100 %) durch die Rotmilane zu beobachten.
Im 1.000 m – Radius um die geplanten WEA – Standorte erfolgten 85,7 % der Sichtungen und 86,5 % der Rasterüberflüge.
Der bewaldete Moränenhügel zwischen Bad Waldsee und Haisterkirch zählt zusammen mit den angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen zu den regelmäßig frequentierten Flugkorridoren und Nahrungshabitaten des Rotmilans. Unter Einbeziehung des Multi-Dichtezentrums besteht im Untersuchungsgebiet für den Rotmilan ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko, da das Kollisionsrisiko nicht unter die Signifikanzschwelle gesenkt werden kann.
Das gleiche gilt für Schwarzmilan, Mäusebussard und Turmfalke, die ebenfalls im Untersuchungsgebiet brüten und deshalb regelmäßig dort anzutreffen sind. Nach Auswertung der Beobachtungspunkte des Schwarzstorches liegt das Untersuchungsgebiet innerhalb der regelmäßig genutzten Flugrouten dieser Art.
Die zuständigen Behörden folgten unserer gutachterlichen Ansicht, so dass an diesem Standort keine Windräder aufgestellt werden dürfen.
Das gesamte Gutachten kann über folgenden link heruntergeladen werden: